„Es gibt kein besser oder schlechter – es gibt nur unterschiedliche Methoden. Wichtig ist, dass Frauen selbst entscheiden können, was für sie der richtige Weg ist.“
Dr. med. Jana Maeffert ist Gynäkologin in einer Berliner Gemeinschaftspraxis und Expertin für Schwangerschaftsabbrüche sowie die Betreuung gestörter Frühschwangerschaften.
Nachdem Dr. Maeffert ihre CME-Fortbildung zum Thema Schwangerschaftsabbrüche bei Doctorflix gehalten hat, habe ich mit ihr über die Bedeutung der Wahlfreiheit beim Schwangerschaftsabbruch gesprochen, welche Herausforderungen es in Deutschland gibt und warum eine selbstbestimmte Entscheidung für Frauen essenziell ist.
Interview mit Dr. med. Jana Maeffert
Nike von Doctorflix
Herzlich willkommen bei Doctorflix! Schön, dass Sie heute bei uns sind. Können Sie sich bitte kurz vorstellen und uns erzählen, welchen Vortrag Sie heute gehalten haben?
Dr. med. Jana Maeffert
Mein Name ist Dr. Jana Maeffert, ich bin Gynäkologin in einer Berliner Gemeinschaftspraxis. Neben der allgemeinen gynäkologischen Versorgung betreuen wir dort jährlich rund 500 bis 600 Frauen mit gestörten oder ungewollten Frühschwangerschaften. Genau zu diesem Thema habe ich heute meinen Vortrag gehalten. Es ging dabei insbesondere um die Frage, wie wir betroffenen Frauen eine selbstbestimmte Entscheidung darüber ermöglichen können, auf welche Weise die Schwangerschaft beendet wird – sei es medikamentös oder operativ.
Nike von Doctorflix
Warum ist es für Ihre Kolleginnen und Kollegen besonders wichtig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen?
Dr. med. Jana Maeffert
In Deutschland gibt es nur wenige Kliniken, die Schwangerschaftsabbrüche nach einer bestimmten Schwangerschaftsdauer durchführen, insbesondere nach der 14. bis 16. Woche. Das ist ein großes Problem. Ich erlebe in meiner Praxis häufig, dass Frauen in diesen fortgeschrittenen Schwangerschaftswochen, insbesondere bei einer medizinischen Indikation – zum Beispiel aufgrund einer schweren Fehlbildung des Fötus –, keine Wahlmöglichkeit haben, ob der Abbruch operativ oder medikamentös erfolgen soll. Diese Frauen kommen dann oft zu mir, weil sie nicht wissen, wo sie Hilfe finden können. Es ist mir ein großes Anliegen, dass die Wahlfreiheit in Deutschland selbstverständlicher wird. Es geht nicht darum, eine Methode als die bessere darzustellen, sondern darum, dass Frauen die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, was für sie der richtige Weg ist.
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Viele Menschen glauben, dass ein Schwangerschaftsabbruch nur bis zur 12. Woche erlaubt ist. Unter welchen Umständen ist er auch danach noch möglich?
Dr. med. Jana Maeffert
Ein Abbruch ist nach der 12. Woche möglich, wenn eine medizinische Indikation vorliegt. Das bedeutet, wenn das Leben oder die Gesundheit der Schwangeren gefährdet ist – und dazu zählt auch eine erhebliche psychische Belastung, beispielsweise durch eine schwere Behinderung des Kindes. In diesen Fällen können Schwangerschaftsabbrüche auch nach der 14. Woche durchgeführt werden.
Aber auch bei frühen Abbrüchen – also in der 8., 10. oder 12. Woche – spielt die Wahl der Methode eine große Rolle. Es gibt hier erhebliche regionale Unterschiede in Deutschland. Zum Beispiel werden in Rheinland-Pfalz nur 17 % der Schwangerschaftsabbrüche medikamentös durchgeführt, während es in Berlin 57 % sind. Das liegt nicht an den Frauen, sondern daran, dass es in manchen Regionen einfach keine Wahlmöglichkeit gibt.
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Gibt es Ihrer Meinung nach Vorteile der operativen gegenüber der medikamentösen Methode?
Dr. med. Jana Maeffert
In meinem Vortrag stelle ich genau diese Frage: Gibt es ein „besser“ oder „schlechter“? Und meine klare Antwort lautet: Nein. Es gibt keine objektiv bessere Methode – es gibt nur unterschiedliche Methoden, die für unterschiedliche Frauen in unterschiedlichen Situationen passend sein können.
Die operative Methode erfolgt meist unter Narkose, sodass die Schwangere den Eingriff nicht bewusst erlebt. Manche Frauen bevorzugen genau das. Die medikamentöse Methode hingegen findet in der Regel zu Hause statt, in einer vertrauten Umgebung, mit Unterstützung durch den Partner, eine Freundin oder eine Hebamme. Das ist für viele Frauen ein wichtiger Aspekt. Letztendlich gibt es also nicht „die eine richtige“ Methode – es geht darum, dass Frauen selbst entscheiden können, welcher Weg für sie der beste ist.
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Diese Selbstbestimmtheit ist sicher ein zentraler Punkt.
Dr. med. Jana Maeffert
Ja, absolut. Viele Frauen empfinden den Abbruch oder eine Fehlgeburt als Kontrollverlust über ihren eigenen Körper. Gerade dann ist es umso wichtiger, dass sie selbst über den Ablauf bestimmen können – sei es über die Methode oder über die Begleitung in dieser Situation. Diese Wahlmöglichkeit hilft vielen Frauen, sich wieder als handlungsfähig zu erleben, was enorm zur psychischen Bewältigung beitragen kann.
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Wie würden Sie Ihren Vortrag in drei Sätzen zusammenfassen?
Dr. med. Jana Maeffert
Es geht um Selbstbestimmung. Es geht um Wahlfreiheit. Es ist ein feministisches Anliegen, Frauen die Möglichkeit zu geben, selbst zu entscheiden, wie sie mit einer gestörten oder ungewollten Schwangerschaft umgehen.
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An welche Facharztgruppen richtet sich Ihre Fortbildung?
Dr. med. Jana Maeffert
In erster Linie natürlich an Gynäkologinnen und Gynäkologen. International gibt es jedoch einen wachsenden Trend, Schwangerschaftsabbrüche auch in der hausärztlichen Versorgung oder durch Hebammen durchführen zu lassen. Die WHO empfiehlt in ihren Leitlinien, dass mehr medizinische Fachkräfte in diese Versorgung eingebunden werden sollten. In Deutschland ist es aktuell so, dass Schwangerschaftsabbrüche nur von Gynäkologen und Hausärzten durchgeführt werden dürfen, nicht jedoch von Hebammen. Meine Fortbildung richtet sich deshalb in erster Linie an gynäkologische Fachkräfte.
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Was möchten Sie besonders jungen Kolleginnen und Kollegen mit auf den Weg geben?
Dr. med. Jana Maeffert
Schwangerschaftsabbrüche gehören ganz klar zur Gynäkologie. Es ist ein essenzieller Bestandteil unseres Fachgebiets – genauso wie die Betreuung von Schwangerschaften, Geburten und Fehlgeburten. In der Realität erleben viele Frauen all diese Aspekte in ihrem Leben: eine glückliche Schwangerschaft, eine Fehlgeburt, vielleicht einen Schwangerschaftsabbruch. Als Gynäkologinnen und Gynäkologen begleiten wir Frauen durch all diese Phasen. Ich wünsche mir, dass mehr Kolleginnen und Kollegen dieses Thema mit der gleichen Professionalität und Offenheit betrachten wie jede andere gynäkologische Fragestellung auch.
Herzlich willkommen bei Doctorflix! Schön, dass Sie heute bei uns sind. Können Sie sich bitte kurz vorstellen und uns erzählen, welchen Vortrag Sie heute gehalten haben?
Dr. med. Jana Maeffert
Mein Name ist Dr. Jana Maeffert, ich bin Gynäkologin in einer Berliner Gemeinschaftspraxis. Neben der allgemeinen gynäkologischen Versorgung betreuen wir dort jährlich rund 500 bis 600 Frauen mit gestörten oder ungewollten Frühschwangerschaften. Genau zu diesem Thema habe ich heute meinen Vortrag gehalten. Es ging dabei insbesondere um die Frage, wie wir betroffenen Frauen eine selbstbestimmte Entscheidung darüber ermöglichen können, auf welche Weise die Schwangerschaft beendet wird – sei es medikamentös oder operativ.
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Warum ist es für Ihre Kolleginnen und Kollegen besonders wichtig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen?
Dr. med. Jana Maeffert
In Deutschland gibt es nur wenige Kliniken, die Schwangerschaftsabbrüche nach einer bestimmten Schwangerschaftsdauer durchführen, insbesondere nach der 14. bis 16. Woche. Das ist ein großes Problem. Ich erlebe in meiner Praxis häufig, dass Frauen in diesen fortgeschrittenen Schwangerschaftswochen, insbesondere bei einer medizinischen Indikation – zum Beispiel aufgrund einer schweren Fehlbildung des Fötus –, keine Wahlmöglichkeit haben, ob der Abbruch operativ oder medikamentös erfolgen soll. Diese Frauen kommen dann oft zu mir, weil sie nicht wissen, wo sie Hilfe finden können. Es ist mir ein großes Anliegen, dass die Wahlfreiheit in Deutschland selbstverständlicher wird. Es geht nicht darum, eine Methode als die bessere darzustellen, sondern darum, dass Frauen die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, was für sie der richtige Weg ist.
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Viele Menschen glauben, dass ein Schwangerschaftsabbruch nur bis zur 12. Woche erlaubt ist. Unter welchen Umständen ist er auch danach noch möglich?
Dr. med. Jana Maeffert
Ein Abbruch ist nach der 12. Woche möglich, wenn eine medizinische Indikation vorliegt. Das bedeutet, wenn das Leben oder die Gesundheit der Schwangeren gefährdet ist – und dazu zählt auch eine erhebliche psychische Belastung, beispielsweise durch eine schwere Behinderung des Kindes. In diesen Fällen können Schwangerschaftsabbrüche auch nach der 14. Woche durchgeführt werden.
Aber auch bei frühen Abbrüchen – also in der 8., 10. oder 12. Woche – spielt die Wahl der Methode eine große Rolle. Es gibt hier erhebliche regionale Unterschiede in Deutschland. Zum Beispiel werden in Rheinland-Pfalz nur 17 % der Schwangerschaftsabbrüche medikamentös durchgeführt, während es in Berlin 57 % sind. Das liegt nicht an den Frauen, sondern daran, dass es in manchen Regionen einfach keine Wahlmöglichkeit gibt.
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Gibt es Ihrer Meinung nach Vorteile der operativen gegenüber der medikamentösen Methode?
Dr. med. Jana Maeffert
In meinem Vortrag stelle ich genau diese Frage: Gibt es ein „besser“ oder „schlechter“? Und meine klare Antwort lautet: Nein. Es gibt keine objektiv bessere Methode – es gibt nur unterschiedliche Methoden, die für unterschiedliche Frauen in unterschiedlichen Situationen passend sein können.
Die operative Methode erfolgt meist unter Narkose, sodass die Schwangere den Eingriff nicht bewusst erlebt. Manche Frauen bevorzugen genau das. Die medikamentöse Methode hingegen findet in der Regel zu Hause statt, in einer vertrauten Umgebung, mit Unterstützung durch den Partner, eine Freundin oder eine Hebamme. Das ist für viele Frauen ein wichtiger Aspekt. Letztendlich gibt es also nicht „die eine richtige“ Methode – es geht darum, dass Frauen selbst entscheiden können, welcher Weg für sie der beste ist.
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Diese Selbstbestimmtheit ist sicher ein zentraler Punkt.
Dr. med. Jana Maeffert
Ja, absolut. Viele Frauen empfinden den Abbruch oder eine Fehlgeburt als Kontrollverlust über ihren eigenen Körper. Gerade dann ist es umso wichtiger, dass sie selbst über den Ablauf bestimmen können – sei es über die Methode oder über die Begleitung in dieser Situation. Diese Wahlmöglichkeit hilft vielen Frauen, sich wieder als handlungsfähig zu erleben, was enorm zur psychischen Bewältigung beitragen kann.
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Wie würden Sie Ihren Vortrag in drei Sätzen zusammenfassen?
Dr. med. Jana Maeffert
Es geht um Selbstbestimmung. Es geht um Wahlfreiheit. Es ist ein feministisches Anliegen, Frauen die Möglichkeit zu geben, selbst zu entscheiden, wie sie mit einer gestörten oder ungewollten Schwangerschaft umgehen.
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An welche Facharztgruppen richtet sich Ihre Fortbildung?
Dr. med. Jana Maeffert
In erster Linie natürlich an Gynäkologinnen und Gynäkologen. International gibt es jedoch einen wachsenden Trend, Schwangerschaftsabbrüche auch in der hausärztlichen Versorgung oder durch Hebammen durchführen zu lassen. Die WHO empfiehlt in ihren Leitlinien, dass mehr medizinische Fachkräfte in diese Versorgung eingebunden werden sollten. In Deutschland ist es aktuell so, dass Schwangerschaftsabbrüche nur von Gynäkologen und Hausärzten durchgeführt werden dürfen, nicht jedoch von Hebammen. Meine Fortbildung richtet sich deshalb in erster Linie an gynäkologische Fachkräfte.
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Was möchten Sie besonders jungen Kolleginnen und Kollegen mit auf den Weg geben?
Dr. med. Jana Maeffert
Schwangerschaftsabbrüche gehören ganz klar zur Gynäkologie. Es ist ein essenzieller Bestandteil unseres Fachgebiets – genauso wie die Betreuung von Schwangerschaften, Geburten und Fehlgeburten. In der Realität erleben viele Frauen all diese Aspekte in ihrem Leben: eine glückliche Schwangerschaft, eine Fehlgeburt, vielleicht einen Schwangerschaftsabbruch. Als Gynäkologinnen und Gynäkologen begleiten wir Frauen durch all diese Phasen. Ich wünsche mir, dass mehr Kolleginnen und Kollegen dieses Thema mit der gleichen Professionalität und Offenheit betrachten wie jede andere gynäkologische Fragestellung auch.
Wenn du mehr über die Wahlfreiheit und Methoden beim Schwangerschaftsabbruch erfahren möchtest, schaue dir die neueste Fortbildung von Dr. med. Jana Maeffert auf Doctorflix an.
2 CME
Medikamentöser vs. operativer Schwangerschaftsabbruch - Gibt es ein besser oder schlechter?
In dieser Fortbildung lernst du, die medizinische und operative Schwangerschaftsbeendigung im Detail zu bewerten und individuell passende Entscheidungen für Patientinnen zu treffen. Thematisiert werden u. a. Methodenwahl, Ablauf und psychologische Aspekte, um optimale Betreuung sicherzustellen.
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