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45 min
Viszeralchirurgie
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Elektrochirurgie

PD Dr. med. Sascha Chopra

Vivantes, Leitender Oberarzt Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie 
Erfahre von PD Dr. med. Sascha Chopra alles Wissenswerte über Hochfrequenz-Elektrochirurgie, von den historischen Anfängen bis zu modernen Techniken und Komplikationen. In dieser Fortbildung lernst du die physikalischen Grundlagen, verschiedene chirurgische Verfahren und den sicheren Umgang mit Neutralelektroden sowie Herzschrittmachern kennen, um eine effektive und sichere Anwendung in der Praxis zu gewährleisten.
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Executive Summary: Elektrochirurgie

Einführung

Die Hochfrequenz-Chirurgie (HF-Chirurgie) hat sich über die Jahre als essenzielles Verfahren in der modernen Chirurgie etabliert. Sie basiert auf der Anwendung von Wechselstrom im Frequenzbereich von etwa 300 kHz, der eine gezielte thermische Wirkung auf Gewebe ausübt. Diese Methode ermöglicht präzise Schnitte und effiziente Blutstillung, was sie in vielen chirurgischen Disziplinen unverzichtbar macht.

Historische Entwicklung und Physikalische Grundlagen

Die Geschichte der Hochfrequenz-Chirurgie beginnt im 19. Jahrhundert mit der Entwicklung der Galvanokaustik, bei der elektrischer Strom zur Erzeugung von Hitze für chirurgische Eingriffe genutzt wurde. Einen bedeutenden Fortschritt brachte William T. Bovie Anfang des 20. Jahrhunderts, als er den Elektrokauter entwickelte, ein Gerät, das heute noch in ähnlicher Form verwendet wird. Die Anwendung von Hochfrequenzstrom führt zu verschiedenen Gewebeeffekten, abhängig von der Temperatur: Bei niedrigen Temperaturen kommt es zur Koagulation, während höhere Temperaturen zu Desikkation (Austrocknung), Karbonisation (Verkohlung) und Vaporisation (Verdampfung) führen. Diese Effekte ermöglichen eine präzise Kontrolle über die Gewebedurchtrennung und -versiegelung.

Applikationstechniken und Instrumente

In der Hochfrequenz-Chirurgie gibt es verschiedene Techniken, die je nach Art des Eingriffs und den Anforderungen variieren. Die monopolare Technik ist die verbreitetste in der offenen Chirurgie, bei der der Strom durch den Patienten zur Neutralelektrode fließt. Diese Technik ermöglicht tiefe und weitreichende Schnitte, ist jedoch mit einem höheren Risiko für Verbrennungen verbunden. In der minimal-invasiven Chirurgie wird zunehmend die bipolare Technik verwendet, bei der der Stromfluss lokal begrenzt bleibt und keine Neutralelektrode erforderlich ist. Moderne bipolare Instrumente ermöglichen die gleichzeitige Gewebeversiegelung und -durchtrennung, was die minimal-invasive Chirurgie erheblich verbessert hat. Diese Instrumente sind besonders in der Laparoskopie und bei endoskopischen Verfahren nützlich, da sie präzise arbeiten und die Blutungsgefahr minimieren.

Komplikationen und Sicherheitsmaßnahmen

Die Hochfrequenz-Chirurgie birgt potenzielle Komplikationen wie Verbrennungen, die durch Fehlplatzierung der Neutralelektrode oder durch kapazitive Kopplung entstehen können. Auch die Rauchgasentstehung bei chirurgischen Eingriffen stellt ein Risiko dar, da die freigesetzten Substanzen toxisch sein können. Es ist wichtig, Sicherheitsmaßnahmen wie die korrekte Platzierung der Neutralelektrode und die Vermeidung von Flüssigkeiten unter dem Patienten zu beachten. Darüber hinaus sollten moderne Rauchgasabsaugungssysteme eingesetzt werden, um die Belastung durch toxische Dämpfe zu minimieren. Eine sorgfältige Überwachung der Geräte und regelmäßige Wartung sind ebenfalls entscheidend, um technische Fehlfunktionen zu vermeiden und die Sicherheit während des Eingriffs zu gewährleisten.

Anwendung bei Risikopatienten

Die Anwendung von Hochfrequenz-Chirurgie bei Patienten mit Herzschrittmachern erfordert besondere Vorsicht. Der Mindestabstand von 15 cm zwischen dem Schrittmacher und dem chirurgischen Instrument muss stets eingehalten werden, um Interferenzen zu vermeiden. Eine kontinuierliche EKG-Überwachung während des Eingriffs ist essentiell, um Herzrhythmusstörungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Es sollte immer ein aggregatkundiger Arzt anwesend sein, der sofort eingreifen kann, falls Komplikationen auftreten. Nach dem Eingriff muss eine Schrittmacherkontrolle durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass das Gerät ordnungsgemäß funktioniert und keine Beeinträchtigung durch die HF-Chirurgie erfahren hat. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen dem chirurgischen Team und den Kardiologen.

Schlussfolgerung

Die Hochfrequenz-Chirurgie ist aus der modernen Chirurgie nicht mehr wegzudenken. Sie ermöglicht effektives und gewebeschonendes Operieren bei gleichzeitig hervorragenden Ergebnissen und effizienter Blutstillung. Trotz der technologischen Fortschritte ist es entscheidend, dass Operateure die physikalischen Grundlagen und potenziellen Gefahren kennen und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen ergreifen. Dies umfasst die richtige Handhabung der Geräte, das Wissen um mögliche Komplikationen und die präzise Anwendung der Techniken. Eine kontinuierliche Weiterbildung und das Verständnis für die neuesten Entwicklungen und Geräte in der HF-Chirurgie sind unerlässlich, um die Sicherheit und Effektivität der Eingriffe zu gewährleisten. Nur durch ein fundiertes Wissen und die konsequente Umsetzung von Sicherheitsprotokollen kann die Hochfrequenz-Chirurgie ihr volles Potenzial entfalten und den Patienten optimale Ergebnisse bieten.

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