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Kardiologie
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Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Herz-Kreislauferkrankungen

Dr. med. Julia Lueg

Deutsches Herzzentrum der Charité, Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie und Angiologie
Erkunde zusammen mit Frau Dr. Lueg die einzigartigen biologischen und soziokulturellen Faktoren, die das Herz-Kreislauf-Risiko bei Männern und Frauen beeinflussen und lerne welche Auswirkungen diese Unterschiede auf die Prävention, Diagnose und Therapie haben. Dabei werden insbesondere die Rolle von Risikofaktoren bei postmenopausalen Frauen untersucht und auch die Rolle des Hormonspiegels während verschiedener Lebensphasen, die das kardiovaskuläre Risiko beeinflussen.
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Executive Summary: Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Herz-Kreislauferkrankungen

Einführung

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Herzkreislauferkrankungen sind ein bedeutendes Thema in der kardiovaskulären Medizin. Es ist entscheidend, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern in Bezug auf Risikofaktoren, Krankheitsverläufe und Therapieansätze zu verstehen, um die medizinische Versorgung zu optimieren.

Bedeutung der geschlechtsspezifischen Medizin

Die Unterschiede zwischen den biologischen Geschlechtern und den durch sozioökonomische und kulturelle Faktoren geprägten Geschlechtsrollen beeinflussen die Gesundheit und die Krankheitsverläufe erheblich. Studien haben gezeigt, dass Frauen in klinischen Studien zu Herzerkrankungen unterrepräsentiert sind, obwohl sie in vielen Fällen ähnlich oft wie Männer betroffen sind. Dies führt zu einer unzureichenden Datenlage und potenziell suboptimalen Therapieentscheidungen für Frauen.

Kardiovaskuläre Risikofaktoren bei Frauen

Frauen haben eine breite Palette an Risikofaktoren, die über die klassischen Faktoren wie Rauchen, Übergewicht und Bluthochdruck hinausgehen. Schwangerschaftsassoziierte Erkrankungen und psychosoziale Faktoren wie Depressionen spielen eine wesentliche Rolle. Frauen sind doppelt so häufig von Depressionen betroffen wie Männer, was das kardiovaskuläre Risiko signifikant erhöht. In der Postmenopause ist der Bluthochdruck bei Frauen ein besonders relevanter Risikofaktor. Diabetes mellitus erhöht das kardiovaskuläre Risiko bei Frauen stärker als bei Männern.

Hormonelle Einflüsse auf kardiovaskuläre Risiken

Hormone beeinflussen das kardiovaskuläre Risiko erheblich. Während des Menstruationszyklus variieren die Cholesterinwerte bei Frauen, was die Diagnose und Behandlung von Hypercholesterinämie komplizieren kann. In der Prämenopause und während der Schwangerschaft gibt es spezifische Risikofaktoren wie das polyzystische Ovarialsyndrom und schwangerschaftsassoziierte Erkrankungen, die das kardiovaskuläre Risiko erhöhen. Die Menopause ist ein kritischer Zeitpunkt, an dem das kardiovaskuläre Risiko für Frauen signifikant ansteigt. Der Verlust der protektiven Wirkung der Östrogene führt zu einer Verschlechterung des Lipidprofils und einem erhöhten Risiko für Bluthochdruck.

Krankheitsbilder und therapeutische Ansätze

Die koronare Herzerkrankung (KHK) manifestiert sich bei Frauen häufig anders als bei Männern. Frauen leiden häufiger an Myokardinfarkten ohne stenosierende Koronararterien (MINOCA), was zu diagnostischen und therapeutischen Herausforderungen führt. Spontane Koronardissektionen und Vasospasmen sind häufiger bei Frauen und erfordern spezifische Diagnosemethoden wie Provokationstests. Bei der Behandlung von Herzinsuffizienz zeigen Frauen oft eine bessere Prognose bei Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF) im Vergleich zu Männern. Allerdings gibt es Unterschiede in der Wirksamkeit bestimmter Medikamente zwischen den Geschlechtern.

Herzrhythmusstörungen und geschlechtsspezifische Unterschiede

Frauen haben eine längere QTc-Zeit und sind anfälliger für supraventrikuläre Tachykardien, die hormonell beeinflusst werden können. Vorhofflimmern tritt bei Frauen häufiger nach der Menopause auf, und sie profitieren von bestimmten Therapien wie der kardialen Resynchronisationstherapie, erhalten diese jedoch seltener als Männer. Es besteht ein höheres Risiko für medikamentenassoziierte Nebenwirkungen bei Frauen, was bei der Dosierung und Auswahl von Medikamenten berücksichtigt werden muss.

Abschluss

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Herzkreislauferkrankungen erfordern eine angepasste Diagnostik und Therapie, um die Gesundheit und das Wohlbefinden von Frauen und Männern gleichermaßen zu gewährleisten. Die Berücksichtigung dieser Unterschiede in klinischen Studien und Leitlinien ist entscheidend, um eine optimale medizinische Versorgung zu gewährleisten. Kontinuierliche Forschung und Anpassung der medizinischen Praxis an die spezifischen Bedürfnisse der Geschlechter sind unerlässlich für den Fortschritt in der kardiovaskulären Medizin.

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