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45 min
Dermatologie
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Das Lipödem - Diagnose und Therapie

Dr. med. Stefan Rapprich

Facharzt für Dermatologie
In dieser CME-Fortbildung informiert Dr. Stefan Rapprich umfassend über das Lipödem. Lerne, wie du die chronische Fettverteilungsstörung frühzeitig, präzise diagnostizierst und therapierst.
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Executive Summary: Das Lipödem - Diagnose und Therapie

Einführung

Das Lipödem ist eine chronische Erkrankung, die durch eine disproportionale Fettverteilung an den Extremitäten und damit einhergehende Schmerzen gekennzeichnet ist. Es betrifft fast ausschließlich Frauen und stellt eine erhebliche Belastung für die Betroffenen dar. Die folgenden Abschnitte bieten einen detaillierten Überblick über die Diagnose, verschiedene Verteilungsformen, Differenzialdiagnosen und aktuelle Therapieansätze für das Lipödem.

Diagnose des Lipödems

Die Diagnose des Lipödems erfolgt primär klinisch, da es keine spezifischen Laborwerte oder bildgebenden Verfahren gibt, die die Krankheit eindeutig nachweisen können. Klinische Kriterien sind das überproportionale Wachstum von subkutanem Fettgewebe an den Extremitäten, meist an den Beinen und Armen, während der Rumpf schlank bleibt, sofern keine gleichzeitige Adipositas besteht. Besonders auffällig ist die Disproportion zwischen den verdickten Extremitäten und dem schlanken Rumpf. Schmerzen im subkutanen Fettgewebe sind das führende Kardinalsymptom und unterscheiden Lipödem-Fettgewebe von normalem Übergewichts-Fettgewebe. Diese Schmerzen weisen auf eine krankhafte Veränderung des Fettgewebes hin, die durch hormonelle Einflüsse weiter verstärkt werden kann. Das Lipödem beginnt oft in der Pubertät und kann sich unter Hormoneinnahme, Schwangerschaft oder in den Wechseljahren verschlechtern.

Verteilungsformen und Schweregrade

Das Lipödem zeigt sich in verschiedenen Verteilungsformen an den Beinen und Armen, wobei der Ganzbein- und Ganzarmtyp am häufigsten vorkommt. Es gibt auch unterschiedliche Schweregrade (I, II und III), die sich anhand der äußeren Silhouette unterscheiden. Diese Schweregrade dokumentieren den Verlauf der Erkrankung, wobei die Krankheit stets progredient ist. Eine genaue Prognose, wie schnell sich die Schweregrade entwickeln, ist jedoch nicht möglich. Oft ist die Erkrankung auch mit Adipositas assoziiert, die das Lipödem ungünstig beeinflussen kann. Die Behandlung der Adipositas durch Diät, sportliche Betätigung und gegebenenfalls bariatrische Maßnahmen ist daher ein wichtiger Bestandteil der Therapie.

Differenzialdiagnosen

Wichtige Differenzialdiagnosen des Lipödems sind das Lymphödem und die Varikosis. Das Lymphödem unterscheidet sich durch seine asymmetrische Ausprägung und die fehlenden Schmerzen, während beim Lipödem die Füße schlank bleiben und die Krankheit symmetrisch und schmerzhaft ist. Der Lymphtransport ist beim Lipödem normal, jedoch kann in bestimmten Belastungssituationen die Kapazität des Lymphsystems erschöpft sein, was zu Ödemen führt. Eine weitere Differenzialdiagnose ist die Varikosis, die häufig mit dem Lipödem vergesellschaftet ist, aber eigenständig behandelt werden sollte, um den Heilungsprozess nicht zu behindern.

Therapieansätze

Die Therapie des Lipödems basiert auf einem ganzheitlichen Konzept, das mehrere Säulen umfasst:
  1. Ernährung: Eine gesunde Ernährung ist besonders wichtig für Patientinnen mit Übergewicht. Low-Carb-Konzepte oder ketogene Ernährung können eine positive Wirkung auf das Krankheitsbild haben. Eine professionelle Ernährungsberatung oder die Anbindung an ein Adipositaszentrum ist oft sinnvoll.

  2. Sportliche Betätigung: Regelmäßige Bewegung hilft, das Fettgewebe zu reduzieren. Sport im Wasser, wie Aqua Cycling oder Aqua Jogging, ist besonders effektiv, da es den Druck des Wassers nutzt, um eine Lymphdrainage zu simulieren und die Lipolysezu steigern.

  3. Kompressionstherapie: Die Verwendung von Kompressionskleidung und manueller Lymphdrainage kann helfen, Ödeme zu reduzieren und Schmerzen zu lindern. Eine passende Kompressionsversorgung ist entscheidend, wobei zwischen Rundstrick- und Flachstrickversorgung unterschieden wird.

  4. Hautpflege und Bewegungstherapie: Eine umfassende Hautpflege und spezielle Bewegungstherapien unterstützen die Behandlung und verhindern Komplikationen wie Stauungsdermatitis oder Ulcus cruris.

  5. Psychische Unterstützung: Viele Patientinnen leiden unter psychischen Belastungen wie Essstörungen oder Depressionen. Eine professionelle psychologische Betreuung ist daher wichtig.

  6. Operative Maßnahmen: In fortgeschrittenen Fällen kann eine Liposuktion notwendig sein, um das krankhaft veränderte Fettgewebe zu entfernen. Dies sollte mit einer schonenden Technik und einem durchdachten Konzept erfolgen.

Fazit

Das Lipödem ist eine komplexe Erkrankung, die eine multidisziplinäre Behandlung erfordert. Durch eine Kombination aus Ernährung, Bewegung, Kompressionstherapie, psychischer Unterstützung und gegebenenfalls operativen Maßnahmen kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessert werden. Ein umfassendes Verständnis der Krankheit und eine individuell angepasste Therapie sind entscheidend, um die Symptome zu lindern und die Progression der Erkrankung zu verlangsamen.

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