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Gynäkologie
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Östrogenfreie Verhütung

Prof. Dr. med. Sylvia Mechsner

Charité, Oberärztin CVK, Leiterin des Endometrosezentrum
Erfahre von Prof. Dr. med. Sylvia Mechsner über östrogenfreie Verhütungsmethoden und deren vielfältige Alternativen, die sich in Wirksamkeit und Anwendungsweise unterscheiden. In dieser Fortbildung lernst du aktuelle Forschungsergebnisse und Anwendungsempfehlungen kennen, um individuelle Verhütungsberatung auf neuestem wissenschaftlichen Stand zu gewährleisten.
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Executive Summary: Östrogenfreie Verhütung

Einführung

Östrogenfreie Verhütungsmethoden gewinnen zunehmend an Bedeutung, insbesondere bei Frauen mit speziellen gesundheitlichen Bedürfnissen oder Präferenzen. Eine gezielte und personalisierte Verhütungsberatung ist unerlässlich, um die beste Methode für jede Frau zu finden und die gesundheitlichen Auswirkungen zu minimieren.

Häufigkeit, Präferenzen und Klassifikation der Verhütungsmethoden

Die Wahl der Verhütungsmethode hängt von vielen Faktoren ab, einschließlich der Sicherheit, der Auswirkungen auf den Menstruationszyklus und den persönlichen Einstellungen zu Hormonen. In Deutschland ist ein Wandel in den Verhütungspräferenzen zu beobachten. Während 2015 noch über 56 % der Frauen Kombinationspillen verwendeten, sank dieser Anteil bis 2019 auf 41 %. Gleichzeitig stieg der Anteil der Frauen, die gar nicht verhüteten, alarmierend an, was auf eine wachsende Unsicherheit oder Unzufriedenheit mit bestehenden Methoden hinweist. Dieser Trend zeigt die Notwendigkeit einer intensiven und personalisierten Beratung, um den Bedürfnissen der Frauen besser gerecht zu werden.

Verhütungsmethoden lassen sich in mechanische und hormonelle Methoden unterteilen. Mechanische Methoden wie kupferhaltige Spiralen sind zwar sehr sicher, können jedoch die Menstruationsblutung verstärken und bei manchen Frauen zu verstärkten Menstruationsschmerzen führen. Barrieremethoden wie Kondome und natürliche Methoden wie die Kalendermethode beeinflussen den Zyklus nicht, sind jedoch weniger zuverlässig und stark von der korrekten Anwendung abhängig. Hormonelle Methoden bieten eine hohe Verhütungssicherheit und können den Zyklus regulieren, was für viele Frauen ein wichtiger Faktor ist, insbesondere wenn sie unter Menstruationsbeschwerden leiden.

Hormonfreie Verhütungsmethoden

Hormonfreie Methoden umfassen mechanische Mittel wie Kupferspiralen, die eine hohe Sicherheit bieten, aber häufig die Blutung verstärken und zu Dysmenorrhoe führen können. Diese Methoden sind besonders für Frauen geeignet, die keine Hormone einnehmen möchten oder dürfen. Barrieremethoden wie Kondome und Diaphragmen sind ebenfalls verfügbar, bieten jedoch eine geringere Zuverlässigkeit und erfordern eine disziplinierte Anwendung. Natürliche Methoden wie die symptothermale Methode oder die Kalendermethode erfordern ein tiefes Verständnis des eigenen Zyklus und sind anfälliger für Anwendungsfehler, bieten aber eine hormonfreie Alternative. Die Wahl der Methode hängt von den individuellen Bedürfnissen, gesundheitlichen Bedingungen und Lebensumständen der Frau ab.

Östrogenfreie hormonelle Verhütung

Östrogenfreie hormonelle Verhütungsmethoden wie Minipillen, Hormonimplantate und die Dreimonatsspritze bieten eine hohe Sicherheit ohne die Risiken, die mit Östrogenen verbunden sind. Diese Methoden wirken hauptsächlich durch die Verdickung des Zervixschleims, der die Spermienbewegung hemmt, und die Hemmung der Ovulation. Sie beeinflussen auch die Gebärmutterschleimhaut, um eine Einnistung zu verhindern. Besonders bei Frauen mit erhöhtem Thromboserisiko oder anderen Kontraindikationen für Östrogene sind diese Methoden von Vorteil. Minipillen enthalten nur Gestagen und müssen täglich eingenommen werden, was eine hohe Disziplin erfordert. Hormonimplantate und Dreimonatsspritzen bieten eine längerfristige Verhütung ohne tägliche Einnahme und sind daher für viele Frauen eine praktische Option.

Diagnostik und Beratung

Eine effektive Verhütungsberatung erfordert eine sorgfältige Erhebung der medizinischen Vorgeschichte, der aktuellen gesundheitlichen Situation und der persönlichen Präferenzen. Aspekte wie der Wunsch nach einer natürlichen Menstruation, die Einstellung zu Hormonen und der Lebensstil müssen berücksichtigt werden. Frauen, die beispielsweise im Schichtdienst arbeiten oder einen unregelmäßigen Lebensstil haben, benötigen möglicherweise andere Verhütungsmethoden als Frauen mit einem geregelten Alltag. Die Beratung sollte evidenzbasiert und bedürfnisorientiert sein, um die bestmögliche Verhütungsmethode zu finden und die Zufriedenheit der Frauen zu gewährleisten. Dabei ist es wichtig, die Frauen umfassend über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden aufzuklären und gemeinsam die für sie am besten geeignete Methode zu finden.

Therapie und individuelle Anpassung

Die Wahl der Verhütungsmethode sollte individuell angepasst werden. Frauen mit bestimmten gesundheitlichen Bedingungen wie Endometriose benötigen möglicherweise spezielle hormonelle Therapien, die gleichzeitig verhütend wirken. Es ist wichtig, die Dosierung und Art der Hormone zu berücksichtigen, um Nebenwirkungen zu minimieren und die Effektivität zu maximieren. Bei Frauen mit Endometriose kann beispielsweise das Gestagen Dienogest eingesetzt werden, das sowohl verhütend wirkt als auch die Endometriose-Symptome lindert. Eine sorgfältige Überwachung und Anpassung der Therapie sind entscheidend, um eine optimale Wirkung zu erzielen und die Zufriedenheit der Patientinnen sicherzustellen. Regelmäßige Kontrolltermine und eine offene Kommunikation zwischen Patientin und Arzt sind hierbei unerlässlich.

Risiken und Nebenwirkungen hormoneller Verhütung

Die hormonelle Verhütung, insbesondere mit östrogenfreien Methoden, kann verschiedene Nebenwirkungen haben. Einige Frauen berichten über Stimmungsschwankungen, verminderte Libido oder Depressionen. Die Datenlage hierzu ist widersprüchlich, und es gibt sowohl Studien, die keinen signifikanten Zusammenhang zeigen, als auch solche, die einen Einfluss auf die Stimmung belegen. Eine sorgfältige Überwachung und Anpassung der Therapie können helfen, diese Nebenwirkungen zu minimieren. Es ist wichtig, dass Frauen über mögliche Nebenwirkungen informiert werden und wissen, dass sie jederzeit ärztlichen Rat einholen können, wenn sie Probleme feststellen. Eine individuelle Anpassung der Hormondosierung oder der Wechsel zu einer anderen Verhütungsmethode kann oft Abhilfe schaffen.

Zusammenfassung und Schlussfolgerung

Östrogenfreie Verhütungsmethoden sind eine wichtige Option für Frauen, die eine hormonelle Verhütung ohne Östrogene bevorzugen oder benötigen. Eine umfassende, evidenzbasierte und bedürfnisorientierte Beratung ist entscheidend, um die beste Methode für jede Frau zu finden. Die Kenntnis der verschiedenen Optionen und ihrer Auswirkungen auf den Körper hilft dabei, die Verhütungspräferenzen und -bedürfnisse der Frauen zu erfüllen und ihre Gesundheit und Lebensqualität zu verbessern. Kontinuierliche Forschung und Anpassung der Verhütungsmethoden an neue Erkenntnisse sind unerlässlich für eine optimale Versorgung. Es ist wichtig, dass medizinische Fachkräfte regelmäßig geschult werden und auf dem neuesten Stand der Forschung bleiben, um ihre Patientinnen bestmöglich beraten und behandeln zu können.

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