Prädiktive Biomarker bei Endometriumkarzinomen spielen eine entscheidende Rolle in der personalisierten Medizin. Diese Biomarker ermöglichen eine präzisere Diagnose und Therapieplanung, die auf den individuellen molekularen Eigenschaften des Tumors basieren.
Die Inzidenz von Endometriumkarzinomen ist weltweit gestiegen, was auf Faktoren wie das höhere Alter der Frauen, Obesität und Lebensstil zurückzuführen ist. Auch genetische Aspekte wie das Lynch-Syndrom spielen eine Rolle. Das Endometriumkarzinom ist die zweithäufigste gynäkologische Malignität und die vierthäufigste Todesursache in der gynäkologischen Onkologie. Früher wurden Endometriumkarzinome in zwei Typen unterteilt: Typ 1, häufiger bei postmenopausalen Frauen mit besserer Prognose und Estrogenrezeptor-positiven Tumoren, und Typ 2, aggressiver und häufiger bei prämenopausalen Frauen mit Estrogenrezeptor-negativen Tumoren.
Seit 2013 gibt es eine neue Klassifikation, die vier molekulare Subtypen umfasst:
- POLE-mutierte (ultramutierte): selten, aber mit sehr guter Prognose.
- Mismatch-Repair-Deficiency (MMR-defizient): ca. ein Viertel der Fälle, häufig Mikrosatelliteninstabilität.
- p53-mutierte: ähnliche genetische Instabilität wie bei Ovarialkarzinomen, schlechte Prognose.
- Copy-Number-Low (NSMP): Tumoren ohne spezifische molekulare Marker, problematisch in der Klassifikation.
Die molekulare Klassifikation hat prognostische und therapeutische Bedeutung. Die POLE-mutierten Tumoren zeigen sehr gute Prognosen, sodass eine Deeskalation der Therapie möglich erscheint. Im Gegensatz dazu erfordern p53-mutierte Tumoren eine aggressivere Behandlung. Die MMR-defizienten Tumoren profitieren besonders von Checkpoint-Inhibitoren, was in verschiedenen Studien bestätigt wurde.
Zahlreiche Studien haben die Effektivität der molekularen Klassifikation in der Praxis untersucht:
- AtTEnd-Studie: Kombination von Chemotherapie und Immuntherapie zeigte signifikante Vorteile bei MMR-defizienten Tumoren.
- NRG GY018-Studie: Eine Kombination von Immuntherapie mit Chemotherapie war in beiden Subgruppen (MMR-defizient und -profizient) vorteilhaft.
- RUBY-Studie: Eine Kombination von Immuntherapie mit Chemotherapie zeigte besonders bei dMMR-Patientinnen signifikante Verbesserungen.
Die molekulare Klassifikation hat nicht nur eine prognostische Bedeutung, sondern beeinflusst auch die Therapieentscheidungen. Tumoren mit Mikrosatelliteninstabilität oder POLE-Mutationen zeigen häufig eine höhere Immunantwort und profitieren von Immuntherapien. Es gibt jedoch Unterschiede in der Reaktion auf die Therapie, abhängig von spezifischen molekularen Markern wie der Methylierung des MLH1-Gens.
Die Integration molekularer Biomarker in die Klassifikation und Behandlung von Endometriumkarzinomen stellt einen bedeutenden Fortschritt in der personalisierten Medizin dar. Sie ermöglicht eine präzisere Prognose und gezielte Therapieansätze, was die Überlebensraten und Lebensqualität der Patientinnen erheblich verbessern kann. Kontinuierliche Forschung und Anpassung der Therapien an molekulare Subtypen sind entscheidend, um die Behandlungsergebnisse weiter zu optimieren.