Post-Intensive Care Syndrome (PICS) beschreibt die langfristigen physischen, psychischen und kognitiven Beeinträchtigungen, die nach einem Aufenthalt auf der Intensivstation auftreten können. Diese Beeinträchtigungen betreffen sowohl Patienten als auch ihre Angehörigen und können das Leben erheblich verändern.
Patienten auf der Intensivstation sind einer Vielzahl von Stressoren ausgesetzt, darunter körperliche Schmerzen, Angst vor dem Sterben und Kommunikationsprobleme. Untersuchungen zeigen, dass viele Patienten bruchstückhafte Erinnerungen an ihre Zeit auf der Intensivstation haben, während 15 % der Patienten keine Erinnerungen an die Intensivstation behalten. Dies führt oft zu Desorientierung und emotionalen Belastungen nach der Entlassung.
- Körperliche Beeinträchtigungen
Nach der Entlassung von der Intensivstation leiden viele Patienten an verschiedenen körperlichen Beeinträchtigungen wie Muskelschwäche, Schluckstörungen und Sensibilitätsstörungen. Auch der Verlust von Zähnen und Schwindel sind häufige Beschwerden. Diese körperlichen Symptome können die Lebensqualität der Patienten erheblich beeinträchtigen und erfordern oft langwierige Rehabilitationsmaßnahmen.
- Psychische Belastungen
Neben den körperlichen Beschwerden kämpfen viele Patienten mit psychischen Problemen wie Angstzuständen, Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen. Albträume und Halluzinationen während der Intensivstationzeit sind ebenfalls häufig und können zu anhaltenden psychischen Belastungen führen.
- Kognitive Beeinträchtigungen
Kognitive Beeinträchtigungen, wie Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, sind weitere häufige Nachwirkungen eines Intensivstationaufenthalts. Diese kognitiven Defizite können die Wiedereingliederung in den Alltag und das Berufsleben erschweren.
Auch die Angehörigen von Intensivpatienten sind stark betroffen. Die Pflege und Unterstützung eines schwer erkrankten Familienmitglieds kann zu erheblichem Stress und emotionaler Belastung führen. Klinisch relevante depressive Symptome und Angstzustände sind unter den Angehörigen weit verbreitet. Die Prävalenz von posttraumatischen Belastungsstörungen bei Angehörigen liegt zwischen 33 und 49 %. Der Verlust eines Angehörigen auf der Intensivstation kann zu verzögerten und komplizierten Trauerreaktionen führen.
- Typische Behandlungsverläufe
Die Behandlung der Patienten beginnt auf der Intensivstation, gefolgt von Verlegungen auf Normalstationen und in Rehabilitationszentren. Der Fokus liegt auf der Wiederherstellung und Verbesserung der körperlichen und psychosozialen Funktionsfähigkeit. In der Rehabilitation wird die Betreuung der Angehörigen oft vernachlässigt, obwohl sie eine wichtige Rolle im Behandlungsprozess spielen.
- Strukturierte Nachsorgeprogramme
Strukturierte Nachsorgeprogramme, wie die PICS-Ambulanz an der Charité, bieten umfassende Diagnostik und multidisziplinäre Behandlungspläne. Diese Programme zielen darauf ab, die Funktionsfähigkeit der Patienten zu verbessern und die Erkrankung in ihre Biografie zu integrieren. Angebote umfassen ausführliche Anamnesen, körperliche Untersuchungen, laborbasierte Diagnostik und Überweisungen an Fachärzte. Auch psychosoziale Unterstützung und die Anbindung an Selbsthilfegruppen sind wichtige Bestandteile der Nachsorge.
Die Nachsorge von Intensivpatienten ist komplex und erfordert ein multidisziplinäres Vorgehen. Ziel ist es, die körperliche und psychische Funktionsfähigkeit der Patienten zu verbessern und die Erlebnisse der Intensivstation in ihre Lebensgeschichte zu integrieren. Angehörige spielen eine wichtige Rolle im Genesungsprozess und benötigen ebenfalls Unterstützung. Die richtige Nachsorge kann die Lebensqualität der Patienten und ihrer Familien erheblich verbessern.