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60 min
Neurologie
In Kooperation mit:

Schlaganfall: Pathophysiologie, Prävention, Therapie

Prof. Dr. med. Ulrich Dirnagl

Direktor der QUEST Centers for Responsible Research, Berlin Institute of Health

Prof. Dr. med. Matthias Endres

Charité, Direktor Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie

PD Dr. med. Christian Dohle M.Phil.

P.A.N. Zentrum für Post-Akute Neurorehabilitation neue Mail Centrum für Schlaganfallforschung
Erfahre mehr von den Schlaganfallexperten alles zu den neuesten Entwicklungen in der Schlaganfallprävention und -therapie. Lerne, wie moderne neuroradiologische Interventionen und innovative Ansätze in der Neurorehabilitation zur verbesserten Behandlung von Schlaganfallpatienten beitragen.
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Executive Summary: Schlaganfall: Pathophysiologie, Prävention, Therapie

Einführung

Die Pathophysiologie des Schlaganfalls ist ein umfangreiches Gebiet, das viele Aspekte der Entstehung, Entwicklung und Behandlung umfasst. Ein besonderer Fokus liegt auf dem akuten ischämischen Schlaganfall, der aufgrund seiner Häufigkeit und der vorhandenen Therapieoptionen von großer Bedeutung ist. Die Geschichte des Schlaganfalls reicht bis zu den Babyloniern zurück, wobei die Erstbeschreibung durch Hippokrates eine zentrale Rolle spielt. Seit dem 19. Jahrhundert wurden erste Modelle zur Untersuchung des Schlaganfalls entwickelt, was zu bedeutenden pathophysiologischen Konzepten führte.

Mechanismen und Konzepte

Ein wesentlicher Mechanismus beim Schlaganfall ist die Inflammation, die bereits von Rudolf Virchow als Schadensmechanismus charakterisiert wurde. Er zeigte auf, dass Leukozyten im Schlaganfallgewebe eine wichtige Rolle spielen. Eine bedeutende Kontroverse in der Geschichte der Schlaganfallforschung war die Diskussion zwischen den Theorien von Oskar und Cecilie Vogt sowie Walther Spielmeyer über die Vulnerabilität bestimmter Neuronen gegenüber Hypoxie. Diese Diskussion trug zur Entwicklung des Verständnisses bei, dass sowohl vaskuläre als auch molekulare Eigenschaften der Zellen eine Rolle spielen.

In den 1970er Jahren wurde das Penumbra-Konzept entwickelt, das beschreibt, dass der Schlaganfall einen Kern hat, um den herum eine Zone von Gewebe liegt, die bei rechtzeitiger Therapie revitalisiert werden kann. Dieses Konzept hat erheblich zum Verständnis und zur Behandlung des Schlaganfalls beigetragen.

Glutamattoxizität und Neuroprotektion

Ein weiteres zentrales Konzept in der Schlaganfallforschung ist die Glutamattoxizität. Glutamat, der Hauptexzitatorische Transmitter des Säugergehirns, kann bei Überproduktion toxisch wirken. Studien in den 1980er und 1990er Jahren zeigten, dass das Blockieren von Glutamat-Rezeptoren eine Möglichkeit zur Therapie darstellen könnte. Trotz der anfänglichen Euphorie über die Möglichkeiten der Neuroprotektion durch Glutamat-Rezeptor-Antagonisten, waren klinische Studien oft negativ, was dazu führte, dass dieses Konzept in seiner Simplizität verlassen wurde.

Komplexität der Pathophysiologie und systemische Effekte

Die Pathophysiologie des Schlaganfalls ist äußerst komplex und umfasst weit mehr als nur neuronale Schäden. Heutige Forschungen zeigen, dass nahezu jede Zelle im Gehirn sowie systemische Mechanismen im Körper eine Rolle spielen. Dazu gehören Immunzellen, die sowohl im Gehirn als auch im peripheren Gewebe aktiv sind, sowie das Mikrobiom, das ebenfalls Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehmen kann. Diese Erkenntnisse verdeutlichen, dass eine erfolgreiche Therapie weitreichende systemische Effekte berücksichtigen muss.

Herausforderungen und klinische Forschung

Eine der größten Herausforderungen in der Schlaganfallforschung ist die Übertragung experimenteller Erkenntnisse in klinische Therapien. Viele präklinische Studien sind nicht ausreichend verblindet und randomisiert, und es fehlt oft an der Replikation wichtiger Befunde. Zudem sind die experimentellen Modelle oft nicht repräsentativ für die komplexen klinischen Bedingungen, die Schlaganfallpatienten aufweisen. Multicenter-Studien und verbesserte experimentelle Designs sind notwendig, um robustere und klinisch relevante Ergebnisse zu erzielen.

Zukunftsperspektiven und Neuroprotektion

Die Zukunft der Neuroprotektion ist weiterhin eine der größten Fragen in der Schlaganfalltherapie. Frühzeitige Interventionen, möglicherweise in Kombination mit Reperfusionstechniken wie der mechanischen Thrombektomie, bieten vielversprechende Ansätze. Die Frage nach regenerativen Therapien bleibt offen, da die Durchführung solcher Studien äußerst anspruchsvoll ist. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass durch kontinuierliche Forschung und Innovation neue Therapieoptionen entwickelt werden, die die Prognose und Lebensqualität von Schlaganfallpatienten weiter verbessern.

Schlussfolgerung

In den letzten Jahrzehnten wurde ein tiefes Verständnis der komplexen Pathophysiologie des Schlaganfalls entwickelt. Trotz bedeutender Fortschritte in der Forschung bleibt die Übertragung dieser Erkenntnisse in klinische Praxis eine Herausforderung. Die kontinuierliche Verbesserung der präklinischen Forschung und die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze sind entscheidend, um die Behandlung von Schlaganfällen zu optimieren und die Prognose der Patienten zu verbessern.

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